Über Hans J. Wegner
Mitbegründer der dänischen Moderne
Die großen dänischen Designer der Nachkriegszeit veränderten mit ihrer Leidenschaft für Materialien, organische Formen und Funktionalität und mit ihrem Experimentiergeist die Wohnkultur der 50-er und 60-er Jahre. Hans J. Wegner, Sohn eines Schuhmachers, interessierte sich schon als Kind für Holz und Skulpturen. Später entschied er sich zu einer Ausbildung als Möbeltischler und einem Studium an der Kunstgewerbeschule Kopenhagen. Dort lernte Hans J. Wegner alles über traditionelle Formen und Verarbeitungsverfahren.
Hans Wegner – Master of the Chair
Weder das Rad noch der Stuhl wurden in Dänemark erfunden, doch das Möbelstück wurde hier entscheidend weiterentwickelt. Am Stuhl-Design erprobt sich beinahe jeder Designer und Architekt. Als Objekt des täglichen Lebens muss ein Stuhl großer Belastung sowie Anforderungen an Funktion, Ergonomie und Komfort standhalten. Hans J. Wegner entwarf rund 3500 Stühle im Laufe seines Lebens; über 500 davon gingen in Produktion. Daher wird Hans J. Wegner als „König der Stühle“ bezeichnet. Wegner war wie besessen von der Idee, wenigstens einmal den „one good chair“ zu kreieren: „Ach, könnte man im Leben nur einen einzigen guten Stuhl entwerfen – aber das geht eben nicht.“ Hans J. Wegner war der Meinung, dass auch eine weniger gelungene Arbeit ihren Wert hatte, da man aus ihr lernen und es anschließend besser machen könne . Seine Unermüdlichkeit verhalf dem dänischen Designer 1949 zum internationalen Durchbruch. Zu Wegners bekanntesten Kreationen gehören der luxuriöse „Chinastuhl“ oder der extravagante „Pfauenstuhl“.
Hans J. Wegners Nähe zur Tischlerkunst
Der gelernte Schreiner Wegner schuf die Prototypen seiner Möbelkreationen meist selbst. Das Material seiner Wahl war natürlich Holz. Wergner benutzte gerne die traditionellen Verbindungstechniken wie Schlitz und Zapfen oder Fingerzinken. Aufgrund seines internationalen Erfolges wurde der Möbel Produzent Carl Hansen auf Wegner aufmerksam und wünschte sich einen Stuhl, der sich für die Massenproduktion eignete. Doch Wegner, der bisher auf Handarbeit setzte, hatte Sorge um die Qualität und lehnte lange ab. Schließlich gab er doch nach und designte den „Y-Stuhl“. Er war leicht und verhältnismäßig kostengünstig. Rasch wurde er zum Verkaufsschlager. Seinen Namen er dem Y-förmigen Element an der Rücklehne. Auf dem „Runden Stuhl“, später einfach nur noch „The Chair“ genannt, nahmen John F. Kennedy und Richard Nixon 1960 während ihrer Präsidentschaftsdebatte Platz. Denn Kennedy bestand aufgrund seines Rückenleidens auf ein bequemes Sitzmöbel. Mit der Zeit wurden Wegners Stühle breiter und komfortabler, wie zum Beispiel der „Ochsenstuhl“. Jeder Designliebhaber hat hier sein ganz eigenes Lieblingsmodell.
Hans J. Wegner – Designs, Kooperationen, Preise und Ehrungen
Wegner entwarf ebenfalls Tapeten, Leuchten, Bestecke sowie Sofas, Schränke und Tische. Seine Designs stehen allesamt für die skandinavische Handwerkskunst und finden sich in Museen weltweit. Wegner arbeitete unter anderem mit dem Architekten Arne Jacobsen zusammen und half das Rathaus in Aarhus zu entwerfen, bevor er sich 1942 selbstständig machte. Wegner entwarf für Möbelhersteller wie Carl Hansen & Søn, Fritz Hansen, Getama und Møbler. Die enge Zusammenarbeit zwischen dem damaligen Tischler Johannes Hansen und Hans J. Wegner war sicher ein Grund für den Erfolg und die zahlreichen Auszeichnungen.